Die Wildnis ruft

Das nächste Ziel liegt auf der Gaspié Halbinsel (wo wirklich kaum mehr englisch gesprochen oder verstanden wird), dem Wilden Osten sozusagen. Auf dem Wegen dort gibt es dann doch immer wieder gedeckte Holzbrücken zu entdecken die auch heute noch benutzt werden.

Bevor wir dann von den Wegen abbiegen und uns auf unbefestigte Straßen begeben. Die Wege werden immer schlechter aber nach mehr als 80 Kilometer kommen wir dann an unserem Ziel am Lac de Rimouski an.

On the road again and again and again

Kanada bietet auf den langen Autofahrten insbesondere in New Brunswick und im Norden Quebécs nicht sehr viel Abwechslung, da ist man schon froh durch “Orte” wie St Louis de Kent (Motto: La drapeau acadiens) zu kommen.

Ansonsten bleibt einem nur die Studie der stets gut gemähten Vorgärten 

und der umherfahrenden Wohnwägen und Caravans die hier so durch die Gegend geschleppt werden.

Der Rest ist weite, weite Wälder.

Kaufen sie sich nen Regenschirm und ein Büchlein über Fische, denn die sitzen dann bei Tische…

Es wird Zeit für etwas Erholung und wo kann man sich besser erholen als am Meer – dachten wir… Wir fahren also an die Atlantikküste New Brunswicks nach Kouchibouguac, einem Nationalpark an der Küste mit kilometerlangen Sanddünen und dahinterliegenden Lagunen. Als wir in Fundy losgefahren sind sagt der Kanadische Wetterbericht noch zwei sonnige Tage voraus, doch als wir ankommen sind es plötzlich 4 Tage Regen. Zum Glück haben wir unterwegs unser Equipment kanadifiziert, also eine Plastikplane gekauft, die wir dann über unseren obligatorischen Sitzplatz spannen können.

Es wird dann doch nicht so schlimm wie angekündigt, es regnet nur in der ersten Nacht und die restlichen Tage könnte man fast bei strahlendem Sonnenschein genießen wenn es nicht Milliarden von Mücken und Pferdebremsen geben würde. Wir lassen uns davon nicht abschrecken  und verbringen die nächsten Tage am Meer wo weniger Mücken sind und wir ins erfrischende Wasser des Neufundlandstroms (13°C) steigen können. 

Viele Menschen kommen hierher um Vögel beobachten zu können, und wir haben Glück und entdecken in der Ferne sogar einen Weißkopf-Seeadler der über die Lagune zieht. So verbummeln wir die nächsten zwei Tage bevor wir uns wieder auf den Weg Richtung Quebéc machen.

The tide is high

Fundy National Park, bekannt für 12 Meter Tidenhub, campende Kanadier und plötzliche Wetterwechsel. Aufgrund der Lage der Bay of Fundy wird das Wasser dort in ein immer engerwerdendes Tal gedrückt und erreicht so Rekordhöhen zwischen Ebbe und Flut. Das kann man besonders eindrucksvoll in Alma an den Fischerbooten beobachten – wir vermuten, dass diese Boote keine Fische mehr fangen, sonder ausschließlich Touristen anlocken sollen…

Was solls wir genießen die wunderschöne Aussicht, das fantastische Wetter und die Ausblicke auf die Wattensee vor dem Nationalpark.

Einer der eindrucksvollsten Punkte sind die Flowerpot Rocks, Inseln die bei Ebbe als Felsen emporragen. Gemeinsam wandern wir am Abend entlang und bewundern die Formationen.

Am nächsten Tag ist es mit dem Wunder vorbei, denn es gießt wie aus Eimern – die Bay of Fundy sieht aus wie ein englischer Küstenort im November, es regnet und regnet und regnet bis wir am nächsten Ziel in Kouchibouguac ankommen im Land der Arkadier, Menschen die nicht mal mehr die Franzosen verstehen…

Go east

Und wieder sitzen wir im Auto, diesmal um die Provinz Quebec zu durchqueren nach New Brunswick zu fahren und die Bay of Fundy zu besuchen. Wir teilen die 800km in zwei Etappen und machen in Témiscouata sur le Lac Zwischenstation, einem Ort der so französisch ist, dass sich das Englisch der Information in etwa so wie in Caen anhört – und man am See Blicke wie beim Betreten einer unterfränkischen Dorfwirtschaft zugeworfen bekommt – wer bist’n du, wo kommst’n her, wann haust’n wieder ab?

Macht nichts wir hauen wieder ab und fahren auf unglaublich ereignisreichen Wegen quer durch die Provinz bis nach Fundy.

Niagara in klein

In der Nähe Québecs befinden sich sogar “kleine” Wasserfälle – die Fälle von Montmorecon. Wir machen uns natürlich sofort auf den Weg, direkt in den Stau der Besucher, finden sogar einen kostenlosen, fast legalen Parkplatz in der Nähe des Eingangs und stürzen uns ins Vergnügen…

Die Fälle sind übrigens am Übergang des laurentinischen Schildes (des ältesten aufgeschlossenen Gesteins) entstanden und sind, dank der Regenfälle, durchaus sehr eindrucksvoll…

Danach setzen wir auf die Ille de Orleans über, fahren durch die Weinbau und Erdbergegend, essen Croissants und Erdberen und genießen den Tag.

Um noch was für das Seelenheil zu tun, besuchen wir zum Abschluss noch Notre Dame in Ste. Anne de Beaupré, angeblich das Lourdes Kanadas … naja…

Québec die zweite

Das Wetter in Kanada ist so eine Sache für sich, der Morgen begrüßt uns wieder mal mit Regen und so bummeln wir erst einmal mit nassen Füßen durch die Stadt…

Zum Glück klart es doch noch auf und wir laufen weiter durch die Stadt, bewundern die Stadtmauer, den Place Royal und den Blick über die Stadt bei aufkommenden Sonnenschein.

Eine Frage stellt sich uns dann doch: was würde geschehen, wenn jemand ein Örtchen wie Sulzfeld nach Nordamerika versetzen würde (Ausserirdische im Rahmen einer Masterarbeit in Soziologie – mit Dank an W. Moers 😉 ) – die Touristenmassen möchte ich mir dann nicht vorstellen…

Québec, die alte Stadt

Nun kommen wir gleich nach Montreal in die nächste große Stadt, nach Québec. Die Fahrt ist relativ kurz (für hießige Verhältnisse) und wenig ereignisreich, denn die Strecke hat keinerlei Höhepunkte zu bieten – also stürzen wir uns in den Stadtverkehr und suchen unser Motel. Ja ein Motel, denn wir wollen eigentlich mal waschen und WLAN genießen – doch das WLAN ist Modell Radio Eriwan, Im Prinzip ja, wenn es der Benutzer einschalten würde…

Macht nichts, wir beschließen gleich am Abend die erste kleine Tour durch Québec zu machen, fahren in die Stadt, finden einen Parkplatz direkt am Eingang zu Basse Quebec und stürzen uns in eines der besterhaltenen alten Esembles des nordamerikanischen Kontinents.

Der Weg zur Haute Cité ist mit steilen Treppen (oder einer Standseilbahn) zu meistern, dafür belohnt der Ausblick von den Terassen  über Québec und den St. Lorenzstrom, genauso wie die imposante Kulisse des Hotel Frontenac.

Wir beschließen den Abend mit einem kleinen Bummel durch die Gassen und genießen die kleinen Läden.

Nicht ganz, denn dann versuchen wir nach 21:00 Uhr noch etwas zum Essen zu organisieren, in Kanada, eher die Ausnahme scheint es, denn die Restaurants etc. schließen alle schon früh (abgesehen von McD, Hortons und Subway) und so bleibt uns nur missmutig Wasser und Brot.

Die alte Welt in der neuen Welt

Aber trotz aller Fahrerei kommen wir doch in Montreal an, oder wie man hier sagt Bienvenue à Montréal. 

Wir laufen zum Place Jaques Cartier, der guten Stube der Stadt und genießen nach dem gestrigen Regen einen sonnigen Tag in der französischsprachigen Stadt im Süden Quebecs.

Neben den klassischen Sandsteinbauten die durch die Stadt verteilt sind, ist es auch wieder einmal schön in einer Stadt zu sein, mit etwas Leben, etwas anzuschauen und sogar touristischem Schnickeschnack wie diesen nachgemachten französischen Soldaten mit englisch/schottischem Dudelsackbläsern.

Und natürlich Notre Dame de Montréal, eine Kirche die dann doch durch den Innenraum überrascht…

Wir übernachten nicht in der Stadt, sondern etwas außerhalb in der Region von Oka (bekannt durch Käse) in einem Parc National direkt am Ottawa River bevor dieser in den St. Lorenzstrom mündet. Und wiedermal genießen wir einen abend am Strand, bevor wir von den größten Mückenschwärmen der bisherigen Reise abgefieselt werden.

On the road again, or was it the waterway?

Die Strecken Kanadas lassen sich zwar nicht mit dem Outback Australiens vergleichen, aber es kommt die gleiche Langeweile auf, insbesondere wenn man einen ganzen Tag fährt und währenddessen ein Gewitter und ein Regengebiet  nach dem anderen über einen hinwegzieht.

Lange ziehen sich die Straßen hin, mit etwas Glück kommt alle 50 Kilometer eine Ortschaft, die bei 400 Einwohnern vielleicht sogar über eine Ampel verfügt (weil halt…).

Und wenn man Pech hat, muss man an einer der Großstädte vorbei und darf dort bei Blitz und Hagel erst einmal im üblichen Verkehrsstau feststecken. Ein Wunder der Verkehrsplanung eigentlich, denn die Verkehrsdichte ist eigentlich geringer und die Anzahl der Straßen gefühlt größer als in Europa.