Und wieder sitzen wir im Auto, diesmal um die Provinz Quebec zu durchqueren nach New Brunswick zu fahren und die Bay of Fundy zu besuchen. Wir teilen die 800km in zwei Etappen und machen in Témiscouata sur le Lac Zwischenstation, einem Ort der so französisch ist, dass sich das Englisch der Information in etwa so wie in Caen anhört – und man am See Blicke wie beim Betreten einer unterfränkischen Dorfwirtschaft zugeworfen bekommt – wer bist’n du, wo kommst’n her, wann haust’n wieder ab?
Macht nichts wir hauen wieder ab und fahren auf unglaublich ereignisreichen Wegen quer durch die Provinz bis nach Fundy.
In der Nähe Québecs befinden sich sogar “kleine” Wasserfälle – die Fälle von Montmorecon. Wir machen uns natürlich sofort auf den Weg, direkt in den Stau der Besucher, finden sogar einen kostenlosen, fast legalen Parkplatz in der Nähe des Eingangs und stürzen uns ins Vergnügen…
Die Fälle sind übrigens am Übergang des laurentinischen Schildes (des ältesten aufgeschlossenen Gesteins) entstanden und sind, dank der Regenfälle, durchaus sehr eindrucksvoll…
Danach setzen wir auf die Ille de Orleans über, fahren durch die Weinbau und Erdbergegend, essen Croissants und Erdberen und genießen den Tag.
Um noch was für das Seelenheil zu tun, besuchen wir zum Abschluss noch Notre Dame in Ste. Anne de Beaupré, angeblich das Lourdes Kanadas … naja…
Das Wetter in Kanada ist so eine Sache für sich, der Morgen begrüßt uns wieder mal mit Regen und so bummeln wir erst einmal mit nassen Füßen durch die Stadt…
Zum Glück klart es doch noch auf und wir laufen weiter durch die Stadt, bewundern die Stadtmauer, den Place Royal und den Blick über die Stadt bei aufkommenden Sonnenschein.
Eine Frage stellt sich uns dann doch: was würde geschehen, wenn jemand ein Örtchen wie Sulzfeld nach Nordamerika versetzen würde (Ausserirdische im Rahmen einer Masterarbeit in Soziologie – mit Dank an W. Moers 😉 ) – die Touristenmassen möchte ich mir dann nicht vorstellen…
Nun kommen wir gleich nach Montreal in die nächste große Stadt, nach Québec. Die Fahrt ist relativ kurz (für hießige Verhältnisse) und wenig ereignisreich, denn die Strecke hat keinerlei Höhepunkte zu bieten – also stürzen wir uns in den Stadtverkehr und suchen unser Motel. Ja ein Motel, denn wir wollen eigentlich mal waschen und WLAN genießen – doch das WLAN ist Modell Radio Eriwan, Im Prinzip ja, wenn es der Benutzer einschalten würde…
Macht nichts, wir beschließen gleich am Abend die erste kleine Tour durch Québec zu machen, fahren in die Stadt, finden einen Parkplatz direkt am Eingang zu Basse Quebec und stürzen uns in eines der besterhaltenen alten Esembles des nordamerikanischen Kontinents.
Der Weg zur Haute Cité ist mit steilen Treppen (oder einer Standseilbahn) zu meistern, dafür belohnt der Ausblick von den Terassen über Québec und den St. Lorenzstrom, genauso wie die imposante Kulisse des Hotel Frontenac.
Wir beschließen den Abend mit einem kleinen Bummel durch die Gassen und genießen die kleinen Läden.
Nicht ganz, denn dann versuchen wir nach 21:00 Uhr noch etwas zum Essen zu organisieren, in Kanada, eher die Ausnahme scheint es, denn die Restaurants etc. schließen alle schon früh (abgesehen von McD, Hortons und Subway) und so bleibt uns nur missmutig Wasser und Brot.
Aber trotz aller Fahrerei kommen wir doch in Montreal an, oder wie man hier sagt Bienvenue à Montréal.
Wir laufen zum Place Jaques Cartier, der guten Stube der Stadt und genießen nach dem gestrigen Regen einen sonnigen Tag in der französischsprachigen Stadt im Süden Quebecs.
Neben den klassischen Sandsteinbauten die durch die Stadt verteilt sind, ist es auch wieder einmal schön in einer Stadt zu sein, mit etwas Leben, etwas anzuschauen und sogar touristischem Schnickeschnack wie diesen nachgemachten französischen Soldaten mit englisch/schottischem Dudelsackbläsern.
Und natürlich Notre Dame de Montréal, eine Kirche die dann doch durch den Innenraum überrascht…
Wir übernachten nicht in der Stadt, sondern etwas außerhalb in der Region von Oka (bekannt durch Käse) in einem Parc National direkt am Ottawa River bevor dieser in den St. Lorenzstrom mündet. Und wiedermal genießen wir einen abend am Strand, bevor wir von den größten Mückenschwärmen der bisherigen Reise abgefieselt werden.
Die Strecken Kanadas lassen sich zwar nicht mit dem Outback Australiens vergleichen, aber es kommt die gleiche Langeweile auf, insbesondere wenn man einen ganzen Tag fährt und währenddessen ein Gewitter und ein Regengebiet nach dem anderen über einen hinwegzieht.
Lange ziehen sich die Straßen hin, mit etwas Glück kommt alle 50 Kilometer eine Ortschaft, die bei 400 Einwohnern vielleicht sogar über eine Ampel verfügt (weil halt…).
Und wenn man Pech hat, muss man an einer der Großstädte vorbei und darf dort bei Blitz und Hagel erst einmal im üblichen Verkehrsstau feststecken. Ein Wunder der Verkehrsplanung eigentlich, denn die Verkehrsdichte ist eigentlich geringer und die Anzahl der Straßen gefühlt größer als in Europa.
Algonquin ist nicht nur für seine Wanderwege und Seen berühmt, auch einige Flüße, die frisch wie aus Bonanza aussehen durchfließen die Landschaft – und wir wandern am nächsten Morgen an einem der Flüße entlang.
Wir bewegen uns aber nicht nur zu Fuß, sondern wagen uns am Nachmittag auf das Wasser und paddeln stundenlang rund um den Cannimore Lake – der Park ist auf slche dinge eingerichtet, man kann sich die Kayaks direkt an einen Strand mit allem Equipment liefern lassen für etwa 25,-€ pro Tag und Kayak. Wir paddeln also los und genießen einen wunderbaren und sonnigen Tag auf dem Wasser.
Wir genießen den Tag so sehr, dass wir sogar am Abend zu einer Runde paddeln gehen und dabei den Sonnenuntergang bewundern.
Langsam geht eine schöne Zeit in Algonquin zu Ende und zu allem Übel kündigen sich auch noch Gewitter und schwere Regenfälle über Nacht an.
Wir erreichen den Algonquin Park nach einem kleinen Zwischenstop im Mikisew Park,wo wir am Abend wieder einmal der typischen kanadischen Freizeitbeschäftigung der Erhöhung der lokalen Feinstaubbelastung nachgehen.
Dafür werden wir am nächsten Tag auch mit einem regnerischen Wetter bestraft, doch das schreckt uns nicht und wir schlagen unser Zelt an ei9nem der vielen Seen des Parks auf. Nachdem es nicht mehr aus Eimern gießt, erkunden wir einige der vielen Wanderwege.
Die Landschaft ist glazial geprägt und periglazial überformt, doch viele der Seen sind von der Fauna erschaffen, also der Biber ist da und vor allem schuld!
Wenn man bedenkt, dass neben dem Biber auch noch Nachts die Wölfe heulen und einige tausend Bären durch die Gegend streifen wundert man sich, wieso die Kanadier es so stoisch ertragen, wo dem deutschen Landrat/ Bauernpräsidenten schon der Geifer im Mund zusammenlaufen würde.
Gemeinsam laufen wir an Seen entlang durch Täler und Hügel und genießen die Ausblicke und die Tatsache, dass das Wetter immer besser wird und wir kaum noch von oben nass werden.
Die ganze Wanderei wird von wunderschönen Ausblicken belohnt, stillen Seen und vielen Sümpfen – die natürlich einen Nachteil haben – Mücken, Mücken, Mücken.
Die Highways zuiehen sich gerade hin, man fährt eine Stunde ohne dass man Gegenverkehr erlebt – es zieht sich, es ermüdet aber irgendwann erreichen wir North Bay (Capital of the Near North, in etwa die gleiche geographische Breite wie Venedig) am Nipissing See. Als erstes suchen wir natürlich eine Übernachtungsmöglichkeit.
Und etwas zu Essen; schnell entdecken die Spürhunde einen Foodtruck an dem wir Fish & Chips sowie Poutine erstehen… Poutine, ein Essen das beweist, dass Kanada schon lange von Frankreich weg ist…
Man nehme Pommes, hart und dunkel, dazu Käsebruch (oder Mozarella) und übergieße es mit Bratensoße und das Ergebnis ist gut genießbar, einige von uns behaupten sogar, dass es schmeckt.
Zum Abschluss wandern wir am Strand des Seeufers entlang und genießen den Sonnenuntergang und die warmen Temperaturen, denn das Wetter nimmt keine Rücksicht, dass wir in den Algonquin Provincial Park wollen und in Kürze soll es regnen.
Ein Problem mit den kanadischen Nationalparks ist, dass die Kanadier sie auch mögen – und daher gerade die bekannteren gerne über Wochen ausgebucht sind. Wir versuchen im Algonquin Provincial Park einen Platz zu reservieren, bekommen aber erst in 3 Tagen die Möglichkeit nach dem langen Wochenende uns ein Plätzchen zu sichern. Macht nichts, dann besuchen wir eben erst kleinere Parks. Wir fahren also nordwärts Richtung Killbear und schlagen dort unsere Zelte auf.
Killbear liegt an der Granitküste, woher der Name kommt weiß keiner so genau, bekannt ist der Nationalpark für seine Granitfelsen, Klapperschlangen und kleinen Sandbuchten. Die Organisation ist kanadisch gut, die Toiletten und Duschen sind kanadisch weniger gut, aber das macht uns ja nichts aus. Erstaunlich ist, was Kanadier so mit zum Campen nehmen: midestens einen Grill, ein 10 m^2 Mückenabwehrzelt, 1 Ster Feuerholz, 1 Palette Bier und mindestens 1 Cooler (Kühlbehälter, von Bären freundlich Picknickkorb genannt). Nach dem Aufbau legen wir uns gleich wieder an den Strand, wer hätte gedacht, dass wir so viel Zeit an Sandstränden der großen Seen verbringen…
Das Besondere hier ist natürlich die Landschaft, die ein bisschen an Schweden und Finnland erinnert, jedoch ohne betrunkene Finnen und mit mehr Sonne. Die Granitfelsen liegen malerisch in der Sonne, dazwischen immer wieder kleine und große Wälder mit viel Moos und Pilzen. Wir gehen einige Wanderpfade und klettern durch die Natur, ohne einer Seele zu begegnen, die Kanadier sind schließlich alle an ihren Campfires und in ihren Booten.
Und damit packen wir wieder ein und werden nach North Lake noch weiter im „nahen Norden“ Ontarios fahren und sehen was es dort so gibt.