Waltzing Matilda (1)

Der erste Teil der Strecke ist noch ganz erträglich, es geht über meist geteerte Straßen Richtung Helens Glen – nachdem wir die richtige Abzweigung gefunden haben, beinahe wären wir durch die Simpson Wüste nach Tanami in Westaustralien (next fuel station in 500 km, dafür schon nach 500m der erste richtig lange Roadtrain) gefahren. Aber wir finden den Weg und machen unterwegs einige Abstecher nach Simpson Gorge, eine schöne Schlucht die immer steiler und enger wird und nur zu Fuß erkundet werden kann. Trotz der kargen Umgebung wachsen in der Schlucht viele Bäume und Sträucher und im hinteren Teil fließt sogar noch etwas Wasser. Johanna und Lorenz nutzen die Gelegenheit zu einigen Kletterpartien, das lange Sitzen macht ja sonst ganz hippelig. Aber nach kurzer Zeit geht es wieder weiter zum Ellery Creek Big Hole, einem großen Wasserloch, dass so voll ist, dass es einige Engländer zu einem Schlauchbootausflug mit Kühlboxen voller Bierdosen nutzen, soviel zur Stille der

Wüste! Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir dann Helens Glenn, einer Viehzuchtstation mit Tankstelle und der Möglichkeit zu zelten, wo wir dann zum ersten Mal den Offroadcamper aufbauen und feststellen dass die Luftmatratzen Scheisse und voller Löcher sind. Zum Glück haben wir unsere bewährten ThermARest von zu Hause mitgenommen.

Die Enkel von Mad Max

Allradcamper? Brauchts das, da sind doch alle Wege nach Ayers Rock geteert? Doch das brauchts, denn wir fahren nicht direkt nach Uluru (Ayers Rock) sondern nehmen die Strecke über die West McDonnell Range, die Mereenie Loop nach Kings Canyon und fahren dann nach Uluru von dort über die Giles Road zu den Henbury Meteorite Craters und wieder zurück nach Alice Springs, insgesamt fast 2000 km und davon 300 km Schotter- und Sandpisten. Aber das macht ja nichts, denn da kaum jemand auf den Pisten unterwegs ist, können wir ja die Kinder fahren lassen (und sie haben es ehrlich gar nicht schlecht gemacht, solange ein Erwachsener schaltet und Gas gibt). Der einzige Nachteil ist, dass wir eine Woche ohne Internet bleiben und deshalb alles Neue erst wieder aus Sydney berichten werden können.

…and we’ll before you in Alice Springs

In Cairns geben wir den Camper ab und bleiben eigentlich nur eine Nacht um auf unseren Anschlussflug Richtung Alice Springs am nächsten Morgen zu warten. Am Abend gehen wir die ganz schöne Strandpromenade entlang (eigentlich eine Matschpromenade, als Strand kann man den Zugang in Cairns nicht bezeichnen, aber das kostenlose Schwimmbad an der Promenade ist sensationell…). Zufällig findet an dem Tag ein öffentliches Musizieren in den Parks von Cairns statt – jeder darf singen oder ein Instrument quälen – und so verbringen wir einen vergnüglichen letzten Abend. Am nächsten Morgen gehts ab zum Flughafen und rein in den Flieger nach Alice Springs. In Australien reicht es scheinbar wenn man 30 Minuten vor Abflug eincheckt und 10 Minuten vorher boarded, so sind wir mit die Ersten als wir 90 Minuten vorher am Flughafen sind. Als es losgeht, drehen wir noch eine Runde über den Küsten von Nordqueensland bevor wir über Mount Isa und die trockenen Ebenen Richtung Alice Springs fliegen. Nach drei Stunden überqueren wir die Ausläufer der McDonnell Range und landen kurz danach in Alice Springs „Capital“ des Outbacks. Wir holen noch schnell unseren Allradcamper ab und starten in das Abenteuer.

We’ll take the High Way…

Nach einem abendlichen Spaziergang nehmen wir am nächsten Tag dann Abschied von Mission Beach, um uns in Richtung Cairns zu bewegen. Wir nehmen aber nicht den Weg an der Küste entlang, sondern folgen dem „Waterfall Way“ Richtung Atherton Tablelands. Wir lassen die Bananenplatagen und die Zuckerrohrfelder hinter uns und schlängeln uns Meter um Meter die Dividing Range hoch bis sich auf der Ebene die Teeplantagen und die Milchwirtschaft der Athertons zeigen. Die ganze Ebene ist von kuppigen Hügeln übersät, Überreste ehemaliger Vulkane, dazwischen liegen die Farmen und schlängeln sich die Flüsse. Als erstes stoppen wir in Millaa Millaa um den dortigen Wasserfall zu bewundern, es sind aber doch etwas zu viele Touristen da, deshalb baden wir erst beim nächsten Wasserfall in Mareba. Bei starken Regenfällen ist die Brücke der Straße überschwemmt und der Wasserpegel steigt um 6-8m – Da versteht man die Schilder mit der Warnung vor den „Floodways„!
Nach einem Tag im Hochland von Queensland steuern wir wieder die Küste an und suchen uns einen Campingplatz nördlich von Cairns direkt am Strand, wo wir das letzte Mal im Camper übernachten und unsere Sachen für die nächste Etappe umpacken können. Der Strand
von Palm Cove ist wie fast schon überall sehenswert, nur die Warnschilder „Beware of estuary crocodiles“ am Strand könnten einem das Baden verleiden.

 

A Grand Day Out (2)

Der eigentliche Grund warum wir aber in Mission Beach bleiben ist, dass das Great Barrier Reef von hier schnell und einfach zu erreichen ist und die Boote nicht so überlaufen sind. Und so stehen wir gegen 6.00 Uhr auf und steigen zu dritt (Vera verzichtet dankend auf den Anblick von Fischen) mit 8 Anderen auf ein Schnellboot und fahren an die Riffe des Outer Reefs. Dort angekommen, zwängt sich jeder in seine Wetsuits, die mitgereisten Deutschen erhalten 2-3 Poolnudeln zum Überleben und bevor die Kapitänin den Kindern eine andrehen kann, ist Lorenz schon 20-30m weit rausgeschwommen („Yours won’t definitely need no help, Hon“) – der Tourbetreiber ist übrigens eine wohltuende Abwechslung zum übervorsichtigen Restaustralien (Motto: „Wer Arschbombe kann, kann auch auf sich aufpassen“) . So folgen Johanna und ich nach und tauchen dann die nächsten drei Stunden an verschiedenen Stellen. Unbeschreiblich, deshalb nur ein paar Bilder…



 

A Grand Day Out (1)

Nach dem Inneren von Queensland zieht es uns an die Bananenküste zurück – zurück nach Mission Beach (da waren wir ’99 schon einmal und hatten eindrucksvolle Begegnungen mit verschiedenen Kasuaren) denn dort sind die Strände wieder tropisch schön. Wieder finden wir ein nettes Plätzchen und wandern am Abend den Strand entlang. Am darauffolgenden Tag streifen wir durch die tropischen Regenwälder von Nordqueensland, die sich schon sehr von den

anderen Urwäldern unterscheiden. Nicht nur feucht und heiß, sondern auch undurchdringlich – wir begegnen zwar nicht direkt einem Kasuar aber es raschelt im Gebüsch und was zeigt sich da?

Hey Mr. Postman, bring me a Banana…

Wenn man die Beschreibung von Charters Towers so liest, dann bekommt man direkt Lust mal in den Outback von Queensland zu fahren.Also raus aus Townsville und ab auf die Straße. Doch Charters Towers hat nun mal keine 30.000 Einwohner sondern gezählte 8.000 und gefühlte 10. Der Ort ist so lebendig wie Wörnitz an einem Sonntag nachmittag, wenn der örtliche Fußballverein auswärts spielt. Die Gebäude sind zwar schön und die Straßen erinnern ein bisschen an Südamerika (natürlich ohne Südamerikaner und Fußball) aber in einer Stadt deren zweitgrößte Sehenswürdigkeit der Friedhof ist darf man halt nichts besonderes erwarten. Also wieder zurück auf die Straße Richtung Küste und mit der Straße ist das im Outback so eine Sache. Als Erstes ist die Abwechslung eher eingeschränkt. Die Straße läuft kilometerlang (oft 20 km oder mehr) schnurgeradeaus, Abwechslung entsteht nur wenn ab und zu die Briefkästen der einzelnen Farmen auftauchen die ja immer wieder mal originell sind (Milchkannen, Kühlschränke, Autoreifen und in einem Fall die Minions) oder die überquerten trocken Flußbette interessante Namen haben (Chinaman Creek, Kanaka Creek, Dead Men Creek oder Furuncula Creek). Ansonsten bleibt es einem nur noch darauf zu warten, dass ein Roadtrain mit drei oder vier Anhängern vorbei donnert. Oder, dass die Kleinen hinten das Singen anfangen! Mit so schönen Liedern wie das selbstgedichtete „Wir wollen Currywurst“ oder „In der Weihnachtsbäckerei“ vergeht die Zeit wie im Fluge – oder auch nicht…

Andere haben Hunde, wir haben Kinder die stundenlang den Kopf zum Fenster raus strecken…

Once I sat in a Billabong

Die andere schöne Attraktion in Townsville ist das Billabong Sanctuary – ein Tierpark in dem man die australischen Tiere bewundern und in einigen Fällen auch anfassen darf. Das ist die Gelegenheit eines der kamerascheueren Tiere wie Koala und Wombat auch aus der Nähe zu sehen und sich mit den Tieren auch mal fotografieren zu lassen. Der Australier an sich schaut sich derweil lieber die Krokodile und deren Fütterung an – die Tiere wurden teils in der freien Wildbahn gefangen, das gibt extra Nervenkitzel. Eines der 5m Tiere wurde an der Strandpromenade von Townsville gefangen, etwa so als ob solche Riesen unter der alten Mainbrücke leben würden – wobei dass sicherlich der Diskussion um den Brückenschoppen neuen Pepp geben würde. Wir aber lasse uns die Hintern der Wombats zeigen (viel wichtiger als allgemein angenommen) und nutzen die Gelegenheit einen Koala mal aus der Nähe zu begegnen. Und so vergeht ein Vormittag schneller als man schauen kann!

Tropic of the Capricorn

Wir überqueren also den Wendekreis des Steinbocks und nähern uns Townsville in der Mitte der Küste von Queensland. Townsville liegt nicht nur strategisch günstig, sondern hat mit dem dortigen Aquarium und dem Billabong Sanctuary gleich zwei Attraktionen zu bieten, die man sich gerne wieder anschauen kann. Wir laufen einen Campingplatz an, der uns aber dezent drauf hinweist, dass sie auf ein anderes Publikum ausgerichtet sind. Kinder zahlen dort einen Aufpreis von 10 $ auf den Seniorenpreis und sind im Pool nicht erwünscht („they do leave so much dirt in it, our elder customers don’t like that!“ – Kapitän Inkontinenzia lässt grüßen und schwimmt lieber in der eigenen Brühe). Jeder darf natürlich sein Geschäft so betreiben wie er will und so suchen wir uns einen anderen Platz in der Nähe der Strandpromenade. Was einem in Townsville als Erstes auffällt, ist dass der CBD (Innenstadt) etwa so belebt ist wie Marktheidenfeld bei Regen und das bei mehr Einwohnern als Würzburg. Als Zweites fällt einem auf, wie viele kostenlose und schöne Einrichtungen die Strandmeile zieren. Es gibt es dort einen kostenlosen Meereswasserpool von gigantischen Ausmaßen und dann einen Wasserspielplatz der auch nicht von schlechten Eltern ist. Die Erklärung dafür ist angeblich, dass nach dem

letzten Zyklon die Versicherungen enorme Mengen an Geld an die Stadt zahlen mussten, und dass die Stadt dieses Geld gleich in Tourismuseinrichtungen investiert hat. Und in Buslinien, immerhin besitzt die Stadt nun 5 Buslinien die stündlich fahren – für Australien wohl schon großer Luxus.
Der Anziehungspunkt der Stadt ist aber (neben der Fähre nach Magnetic Island) das große Aquarium mit dem riesigen künstlichen Korallenriff – dort kann man etliche Stunden verbringen und die schönsten Fische des Great Barrier Reefs zuschauen.

 

Ein Beutel voller Beuteltiere

Aus der Zuckerrohrebene vor Mackay kurven wir die Berge gegen Eungella („Yängyella“ gesprochen, versteh einer die Australier) hinauf. Serpentine um Serpentine bis wir im tropischen Regenwald ankommen um uns den dortigen Nationalpark anzusehen – und zu versuchen Schnabeltiere zu beobachten. Die Schnabeltiere enttäuschen uns nicht, während wir versuchen unser Camp aufzubauen schwimmen schon die ersten im nächsten Fluss – entgegen allen Schildern („evening or early morning“) zur vollen Mittagszeit. Und während wir dann durch den Regenwald wandern , sehen wir noch einige weitere, so viele, dass der Hinweis „Guckt mal, ein Schnabeltier“ nur ein „Na und“ auslöst. Neben den Schnabeltieren gibts aber dann noch Schildkröten, Schlangen, Schmetterlinge und Unmengen an Vögeln zu beobachten und am Abend stromern dann die Opossums um den Wagen.

 

 

Am nächsten Morgen starten wir früh in Richtung Cape Hillsborough, früh deshalb, weil wir fürchten dass der Stellplatz im Nationalpark schnell voll ist. Aber wir bekommen dann noch ein schönes Plätzchen unter Palmen am Strand – einem wunderschönen Strand, mit Palmen, warmen Wasser und Blick auf die Whitsunday Inseln. Wir laufen auch den langen Strand ab, aber das ist nicht das eigentliche Ziel – am nächsten Morgen gegen Sonnenaufgang (5:55 Uhr – die Proteste klingen noch in den Ohren) stehen wir dann wieder am Strand, denn dort versammeln sich Kängurus und Wallabys und lassen sich gut beobachten.
Das hat sich natürlich herumgesprochen und so kommen auf jedes Beuteltier mindestens zwei Japaner und zwei Deutsche. Macht aber nichts trotzdem ist es ein wunderschönes Erlebnis die Tiere in der Morgensonne aus der Nähe zu beobachten. Den Rest des Tages verbringen wir dann im Swimmingpool, beim Wäschewaschen (wo muss man schon Obacht geben beim Wäscheaufhängen nicht einem Känguru auf den Schwanz zu treten) und beim Planen was als nächstes kommt!